Gegen die Kultur
Frühjahrsupdate

Wir melden uns mit einem lange erwartetem und vorbereitetem Update zurück. Passend zum baldigen T-Shirtswetter haben wir zwei neue Shirts für Euch im Angebot.

ZioAfa2 Wir haben einerseits das weiße Zionist Antifascist-Shirt überarbeitet und wieder einige verfügbar. Ihr bekommt die Shirts für 20€ das Stück. Davon spenden wir 5€ an die zivile Seenotrettung im Mittelmeer.

SAB Daneben haben wir ein völlig neues Motiv im Angebot. Auch dieses Shirts gibts für 20€, auch hier gehen 5€ an die zivile Seenotrettung.

Auf dem Rücken findet sich bei beiden Shirts der gleiche Backprint “Gegen jeden Antisemitismus” in rot, beim weißen Shirt, in gold beim schwarzen Shirt.

Warum Abba Kovner?

Kovner wurde 1918 in Sewastopol geboren, wuchs in Vilnius auf und lebte unter deutscher Besatzung im Ghetto von Vilnius. Als einer der ersten warnte er in seinem Manifest “Lasst uns nichts wie Schafe zur Schlachtbank gehen” vor den deutschen Plänen, alle jüdischen Menschen, derer sie habhaft werden können, zu ermorden. Er schloss sich, seiner eigenen Forderung entsprechend, dem jüdischen Widerstand gegen die Deutschen an. Als Gründer und späterer Anführer einer Partisanengruppe führte er in den Wäldern um Vilnius Sabotage- und Guerillaaktionen durch, bis Vilnius 1944 von der Roten Armee befreit wurde. Danach half Kovner Jüd*innen bei der Flucht aus Osteuropa, schloss sich 1947 der Haganah an und verteidigte Israels Existenz im Arabisch-Israelischen Krieg 1948. Er war außerdem bekannter Schriftsteller und gewann einige Literaturpreise.

Auch wenn dieses Lebenswerk bereits höchste Anerkennung rechtfertig, ist der Grund für das Shirt ein Anderer. Abba Kovner gründete mit Anderen die Gruppe “Nakam” (Rache), die auch unter dem Namen “Dam Yisrael Noter” (Das Blut Israels rächt sich) und der Abkürzung DIN (Urteil) bekannt war. Die Gruppe entwickelte zwei Pläne, um für die Verbrechen der Shoa Vergeltung zu üben. Plan A war es die Trinkwasserversorgung einer großen deutschen Stadt zu vergiften, was zum Tod von 6 Milliionen Deutschen führen sollte. Dieser Plan scheiterte, weil Kovner auf dem Weg nach Europa vom britischen Geheimdienst erwischt wurde und das Gift über Bord ging. Plan B sah vor, Brote, die für gefangene SS-Soldaten gebacken wurden, zu vergiften. Der Plan ging zum Teil fehl, Berichten nach zeigten viele SS-Soldaten Vergiftungserscheinungen, es soll aber niemand gestorben sein.

Man mag geteilter Meinung sein, ob Plan A, der die Tötung von 6 Millionen Menschen vorsah, gerecht, angemessen oder sinnvoll war. Er war aber sicher ein Fanal für eine Erkenntnis, die sich bis heute nicht endgültig durchgestzt hat. Der millionenfache, industrielle Mord an Menschen war kein Projekt “der Nazis”, “der deutschen Führung”, “Hitlers” oder einer Minderheit. Der Nationalsozialismus war eine Zustimmungsdiktatur, der Holocaust war ein Projekt, das vom absoluten Großteil der Deutschen getragen wurde. Sei es die direkte Ermordung in den Lagern, die Bereicherung an geraubten Gütern und Firmen oder der Verrat von jüdischen Menschen. Noch heute glauben viel zu viele Deutsche, ihre Vorfahren wären im Nationalsozialismus im Widerstand gewesen oder hätten den Verfolgten geholfen, wie Samuel Salzborn in Kollektive Unschuld eindrücklich beschreibt.

Selbst nachdem Deutschland 1945 besiegt wurde, belogen die allermeisten Deutschen sich und die Welt. Sie hätten nichts gewusst, nichts gesehen, nichts machen können. Wer im Nationalsozialismus tatsächlich nur unter Todesangst still gehalten hat, müsste doch gerade nun ein Interesse an umfänglicher Aufklärung der Verbrechen haben. Doch sie schwiegen. Diese Tatsache, dass nämlich der Holocaust ein quasi gesamtdeutsches Projekt war, ist keine historische Frage. Sie ist eine Frage, die für die heutige Zeit unmittelbar von Bedeutung ist. Es stellt sich nicht nur die Frage, wieviel Nationasozialismus über unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern in unserer Erziehung steckt. Wer “Nie wieder” ernst nimmt, muss sich erst vollumfänglich im Klaren darüber sein, welche Umstände und Einstellungen zum industriellen Massenmord führten. Antisemitismus ist kein Problem “der Anderen”, Antisemitismus ist ein Welterklärungsmuster, mit dem wir alle aufwachsen, in der einen oder anderen Art, und Antisemitismus führt in die Katastrophe.

Vor diesem Hintergrund ist es auch keine Überraschung, dass sich zehntausende Deutsche für antisemitische Erzählungen rekrutieren lassen, sobald eine Krise wie die Coronapandemie sie trifft. Es ließen sich unzählige Beispiele anführen, wie das verdrehte Bild von Israel in der Linken oder die Heroisierung der deutschen Arbeiterklasse.

Wir gedenken Abba Kovner und seinen Mitstreiter*innen daher nicht nur, wegen ihres heldenhaften Kampfes gegen die Deutschen oder ihres weiteren Lebenswerkes, sondern auch, weil sie sich bereits so früh und so deutlich der Mär vom eigentlich unschuldigen aber verführten deutschen Volk entzogen.

Weiteres

Außerdem nochmal der Hinweis auf unsere Spendensammlung für Rojava. Wir haben noch Aufnäher, die ihr ab 5€ bekommen könnt. Alles Geld, das wir dafür bekommen spenden wir komplett, um die Eindämmung des Corona-Virus in Rojava zu unterstützen. SoliRojava

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